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PM 18|2024| Vortrag „Kreatives Altern oder Altersdemenz“ von Prof. Dr. Dr. Christian Haass am 07.04.2024 - Rahmenprogramm zur Heinz-Kreuz-Ausstellung

Vortrag Prof. Dr. Dr. Haass © Museum Penzberg

Kreativität als Gesundheitsvorsorge: Alzheimer-Forscher Christian Haass über das Spätwerk bekannter Künstler

Ein Vortrag im Rahmenprogramm der derzeitigen Ausstellung zu Heinz Kreutz verbindet Naturwissenschaft und Kunstgeschichte mit einem eindrucksvollen Schlaglicht auf die Demenz als kommende Volkskrankheit unserer alternden Gesellschaft. 

Von der Nachfrage her hätte das Dachgeschoss im Museumsanbau gerne doppelt so groß sein dürfen, als Prof. Dr. Dr. Christian Haass von der LMU München am Sonntagnachmittag seinen Vortrag über „Kreatives Altern oder Altersdemenz“ hielt. Etwas über dreißig Gäste blickten gebannt auf die Präsentation, die schon in den ersten Minuten belegte, was nur ein international renommierter Alzheimer-Forscher mit exzellenten Kenntnissen auf dem Gebiet der modernen Kunst miteinander in Beziehung zu setzen weiß: Das Porträt der ersten Patientin Auguste Deter und „Der vergessliche Engel“ von Paul Klee veranschaulichten den Verlust des Selbst auf erschütternde Weise.

Im ersten Teil des Vortrags erhielt das Publikum von dem am Forschungszentrum für neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) arbeitenden Molekularbiologen einen kurzen Überblick über die Erforschung der Mechanismen, die zu Alzheimer, Parkinson, Frontotemporaler Demenz und mehr führen. Man weiß heute, dass es amyloide Plaques - Eiweißablagerungen – meist zwischen den Nervenzellen sind, die bei jedem dritten bis vierten Menschen über 85 Jahren krankhaft vermehrt im Gehirn nachweisbar sind und zu Gedächtnisverlust führen. Vermeiden lässt sich diese in einem jeden Menschen angelegte Gefahr nicht, heilen schon gar nicht – eindämmen aber sehr wohl.

Es vermittelt Zuversicht zu erfahren, wie eine heute bereits mögliche Impfung gegen Alzheimer die Vermehrung von Ablagerungen und ihre Folgen verlangsamen kann.

Vorbeugend kann aber auch der Erhalt jedweder Form von Kreativität bis ins hohe Alter wirken. Hier schlug Haass den Bogen nicht nur zum ausgestellten Künstler Heinz Kreutz, sondern auch zu dessen Kollegen Bernard Schultze. Beide entwickelten bis an ihr Lebensende in ihrer Arbeit immer wieder neue Methoden, blieben neugierig, entwickelten sich weiter. Dabei war es nicht wichtig, sich immer weiter zu optimieren, womöglich um des Erfolgs willen, sondern immer wieder Neues zu erproben.

Ganz en passant wird bei dem Durchgang durch die Werdegänge der beiden Neuexpressionisten, die in der jungen Bundesrepublik die moderne Kunst wesentlich mitprägten, auch die gängige Auffassung der Kunstgeschichte vom Informel hinterfragt. Wird hierbei gewöhnlich an einen ungeplanten und impulsiven Schaffensprozess gedacht, so ist bei Schultze wie Kreutz vielfach das Vordenken und Nacharbeiten nachweisbar. Die Kreutz-Ausstellung zeigt in einer Vitrine ein Blatt von 1958, auf dem es heißt: „Meine Bilder sind nicht gegenstandslos und nicht tachistisch, sie sind keine korrigierten Zufälle und keine Eruptionen. Aufbau und Farbthemen sind vorbedacht.“

Mit seiner Neudeutung der Arbeit der beiden Künstler, besonders aber der Würdigung ihres Spätwerks gewann Christian Haass einem mit zunehmendem Lebensalter wachsenden immensen Problem etwas Tröstliches ab: mit dem Bewahren von Neugier und Ausüben von Kreativität lässt sich durchaus gegen die Demenzgefahr anleben. Museumsleiterin Annette Vogel und Kokuratorin Anette Völker-Rasor bedankten sich für einen Vortrag, der just in dem Moment, in dem man im Museum Penzberg ein neues Format zur Führung von Demenzerkrankten erarbeitet, sehr ermutigt.


Info und Öffnungszeiten:
Museum Penzberg – Sammlung Campendonk
Am Museum 1, 82377 Penzberg
Tel.: +49 8856 813-480

E-Mail: museum@penzberg.de 
Internet: www.museum-penzberg.de 

Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10–17 Uhr
Öffentliche Führungen: So 11 Uhr


Kontakt für Presse & weitere Informationen
Museumsverwaltung
Tel. +49 8856 813-523
museum@penzberg.de  

Die Stadt Penzberg ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts.
Sie wird vertreten durch den Ersten Bürgermeister Stefan Korpan.


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