Seit 2016 ist der medialen Aufarbeitung der Penzberger Mordnacht vom 28. April 1945 im Museum Penzberg - Sammlung Campendonk ein eigener Raum gewidmet. Zentrales Element ist eine Rauminstallation, die 16 menschliche Umrisse darstellt – sie stehen für jedes der Opfer. Ausführungen an den Wänden des Raumes geben die Zusammenhänge und den Ablauf der unbegreiflichen Tat wieder: 16 Menschen sind in dieser Nacht auf grausame Weise am heutigen Platz „An der Freiheit“ und an der Gustav- und Bahnhofstraße ermordet wurden.
Die Toten waren engagierte, zum Teil aber auch wahllos herausgegriffene Bürger der Stadt. Auch Johann Rummer, der ehemalige SPD-Bürgermeister, den die Nationalsozialisten 1933 abgesetzt hatten, wurde vom Werwolf-Trupp exekutiert. Viele der Opfer wollten ihre Stadt und das Bergwerk vor der Vernichtung durch Hitlers Aktion „Nero“ retten. Die Freiheitsaktion Bayern hatte das Ende des Krieges bereits zwei Tage zuvor per Rundfunk verkündet – jedoch kamen die amerikanischen Truppen in Penzberg erst am 30. April 1945 an.
Die Aufarbeitung nach dem Krieg, die viel beachteten Gerichtsprozesse von 1947 bis 1956, sind ansatzweise in dem Ausstellungsraum dokumentiert. Die schrecklichen Ereignisse, verursacht durch die SS, die Wehrmacht und die Werwolf-Gruppe, erschüttern bis heute. Das Gedenken daran wird von der Stadt Penzberg seit Jahr-zehnten auf vielfältige Weise lebendig gehalten, getreu dem Motto: „Nie wieder ist jetzt.“
Stadtgeschichte im Museum Penzberg: Gedenkraum zur Penzberger Mordnacht 28.04.1945
Veranstaltungswoche zum 80. Gedenken an die Penzberger Mordnacht:
- Kunstaktion „VERGEHEN“, „Die Nacht“ von Andreas Kloker
- interaktive Themenführungen im Stadtgebiet zur Penzberger Mordnacht
Der am Ammersee ansässige Künstler Andreas Kloker hat sich intensiv mit den Opfern der Penzberger Mordnacht auseinandergesetzt. Zu seiner Kunstaktion „VERGEHEN“ und „Die Nacht“ äußert er:
„Die Elementar-Zeichnungen handeln von dem VERGEHEN und vom Vergehen, jedoch nicht vom Vergessen. Auf einer schwarzen Tafel entstehen mit Wasser Bilder, die durch Luft und Wärme sich verändern und vergehen. Zeit entsteht und Stille.“
- Die Kunstaktion findet am 26. April um 17 Uhr im Museum statt.
- Die Stadt Penzberg sowie das Museum Penzberg – Sammlung Campendonk bieten interaktive Themen-Führungen an, die sowohl Jugendlichen als auch Erwachsenen mit Rundgängen durch die Stadt die Möglichkeit geben, einen direkten Bezug zur Vergangenheit und dem düstersten Kapitel der Penzberger Stadtgeschichte herzustellen.
- Weitere Gedenkveranstaltungen entnehmen Sie bitte der Homepage der Stadt unter: https://www.penzberg.de/rathaus/stadtinfo/penzberger-mordnacht
Zur Kunst in 2025:
Dauerausstellungen im Museum:
- Fokus Campendonk – eine Dauerausstellung im Wandel / Einrichtung einer Forschungsstelle
Dieses Ausstellungsformat im Wandel beinhaltet bisher in Penzberg nicht gezeigte frühe Ölbilder – aus den Jahren 1913 und 1920 – die mit Campendonks Gedanken zu Schöpfung und Paradies einhergehen. Ebenso zu sehen ist die bezaubernde Welt seiner Künstler-Postkarten, die im letzten Jahr mit Hilfe der Ernst von Siemens Kunststiftung für den Bestand des Museums gesichert werden konnten. Alle drei Stockwerke des Neubaus sind bespielt, im DG ist eine Auswahl zu frühen Holzschnitten Campendonks zu sehen, die Einflüsse Kokoschkas und anderer Meister zeigen.
Sonderausstellungen rund um die Themen Campendonks:
- Kataklump - eine Idee.
Heinrich Campendonk, Paul van Ostaijen, Fritz Stuckenberg
15. März – 15. Juni 2025 - Austin Eddy. Vogel, Fisch und Form
Juli bis Oktober 2025 - Surreale Welten. Surrealisten im Dialog mit Campendonk
November 2025 bis Februar 2026
Kataklump – eine Idee.
Heinrich Campendonk, Paul van Ostaijen, Fritz Stuckenberg
15. März bis 15. Juni 2025
Die Ausstellung zur Freundschaft zwischen den bildendenden Künstlern Heinrich Campendonk (1889-1957) und Fritz Stuckenberg (1881-1944) und dem belgischen Dichter Paul van Ostaijen (1896-1928) gibt anhand ihres Schaffens und der Briefe neue, teils sehr private Einblicke in Lebensentwürfe und künstlerische Vorstellungen. Ebenso wie sie das Spannungsfeld zwischen dem idyllischen Seeshaupt und Berlin als Kunstmetropole mit dem Kreis um Herwarth Waldens Galerie Der Sturm thematisiert. Am Starnberger See schien sich in den Jahren von 1919 bis 1921 eine Art Künstlerkolonie etabliert zu haben, in der sich kreative Köpfe austauschten. In der jungen Weimarer Republik suchten sie nach neuen Formen der Moderne, um einen Impuls für die Bewegung nach dem "Blauen Reiter" zu setzen. „Kataklump“ war der Name des geplanten Manifestes, bezogen auf das lautmalerische, flämische Wort für galoppierende Pferde. Georg Muche, Arnold Topp wie auch Walter Dexel sollten Teil der Vereinigung sein, schreibt Stuckenberg 1920 an van Ostaijen und sind daher ebenfalls mit Werken in der Ausstellung vertreten.
Auch Katherine S. Dreier, die Künstlerin und Vermittlerin, die im Verbund mit Kandinsky und Duchamp Campendonk in den USA bekannt machte, war mit von der Partie und wird als Person der Kunstgeschichte erstmals in Penzberg vorgestellt.
Die Ausstellung basiert auf einer Kooperation mit dem Haus Coburg – Städtische Galerie Delmenhorst.
Austin Eddy (*1986, lebt in Brooklyn, New York)
Vogel, Fisch und Form
Juli bis Oktober 2025
„I think of the birds more as metaphors for the human condition, so they exist as a window for understanding the self.“ Austin Eddy
Eher unbewusst reflektiert der Betrachter – im Angesicht der Gemälde, Skulpturen und Aquarelle des jungen amerikanischen Malers – die Bildsprache der Avantgarde zu Anfang des 20. Jahrhunderts: Eddys Vögel und Fische, Blumen, Bäume und Bauten sind mehr Form als Tier und Haus. Sie stehen für das menschliche Verlangen nach persönlicher Freiheit, verbunden mit dem Wunsch nach Stabilität und Struktur. Sein Werk bewegt sich auf dem schmalen Grat zwischen figurativ und abstrakt und
erinnert an kubistische Formen des 20. Jahrhunderts, an das frühe Farb- und Formenvokabular Campendonks, an seinen metaphorischen Einsatz von Tieren und Natur im Sinne von Stellvertretern eines spirituellen Zugangs zur Welt. Gemeinsam ist den beiden Künstlern - ohne zu deuten - dem Streben nach Erzählungen Raum zu geben. Eddys Werk ist fest in der Gegenwart verankert und versteht sich als fortlaufende Erweiterung der Kunstgeschichte. Sein Vorgehen bezeichnet er als Erinnerungsdepot, das den Betrachtenden der Offenheit überlässt. Er vergleicht es mit dem Ausdruck von Poesie.
Surreale Welten.
Surrealisten im Dialog mit Campendonk
November 2025 bis Februar 2026
Die Durchdringung des Unbewussten, Traumwelten und Transzendenz ist dem Werk Campendonks in allen Jahrzehnten seines Schaffens eigen. Ebenso wie seine außergewöhnlichen Techniken – insbesondere die der Hinterglasmalerei – jenen unendlichen Raum eröffnen, der jenseits der Realität liegt.
Die Sonderausstellung wird Gemälde, Zeichnungen, Plastiken und Collagen mit den großen Namen des Surrealismus wie Giorgio de Chirico, René Magritte, Max Ernst, André Masson, Salvador Dalí, Leonora Carrington und Meret Oppenheim präsentieren. Im Neubau wird die Dauerausstellung den Schwerpunkt auf die surrealen Welten in Campendonks Oeuvre legen und diesen Aspekt seines Kunstschaffens, das nach zwei Weltkriegen jeweils eine neue Intensität offenbart, näher beleuchten.
Die Leihgaben zum Surrealismus stellt der Sammler Helmut Klewan dankenswerterweise zur Verfügung.
Info und Öffnungszeiten:
Museum Penzberg – Sammlung Campendonk
Am Museum 1, 82377 Penzberg
+49 8856 813-480
museum@penzberg.de | www.museum-penzberg.de
Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag 10 bis 17 Uhr
Öffentliche Führungen: in der Regel Sonntag 11 Uhr
Kontakt für Presse und weitere Informationen:
Museumsverwaltung
+49 8856 813-523 | museum@penzberg.de
Die Stadt Penzberg ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts.
Sie wird vertreten durch den Ersten Bürgermeister Stefan Korpan.