Die Stadt Penzberg bietet ab sofort Themen-Führungen zur Penzberger Mordnacht an.
Das Gedenken an die Penzberger Mordnacht vom 28. April 1945 ist als zentrales Element der Erinnerungskultur der Stadt Penzberg seit jeher fest in der Stadtgeschichte und -gesellschaft verankert: Jedes Jahr wird der 16 Menschen gedacht, die in dieser Nacht so knapp vor Kriegsende durch Erschießen am heutigen Platz „An der Freiheit“ und durch Erhängen an der Gustav- und Bahnhofstraße ums Leben gekommen sind. Auch knapp acht Jahrzehnte nach diesem düsteren Kapitel kommt die Stadt ihrem Auftrag nach, diese schreckliche Tat nicht zu vergessen und damit dafür zu sorgen, dass sie sich nicht wiederholt – und zwar mit einem neuen Angebot: Ab sofort werden auch Führungen zum Thema „Penzberger Mordnacht“ angeboten. Diese sollen ganz besonders auch die junge Generation erreichen.
Dass sich junge Menschen für dieses grausame Endphasenverbrechen des untergehenden NS-Regimes interessieren, zeigt sich auch am Erfolg des Jugendbuches „Dunkelnacht“ von Kirsten Boie. Die Autorin bedient sich für ihren mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichneten Jugendroman eben der „Penzberger Mordnacht“ – und diskutierte im vergangenen Jahr in der Stadthalle mit Penzberger Schülern persönlich angeregt über die hier gelebte Erinnerungskultur. Zuvor tat sie dies auch mittels einer Live-Schaltung mit Penzberger Jugendlichen, Bürgermeister Stefan Korpan und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Gemeinsamer Tenor: eine lebendige Erinnerungskultur ist die wohl wichtigste vorbeugende Maßnahme, zunehmendem Rechtsextremismus entgegenzuwirken. „Die Verantwortung vor unserer Geschichte kennt keinen Schlussstrich“, mahnte so auch Frank-Walter Steinmeier.
Und so erkennt auch die Stadt Penzberg seit jeher ihre Dauer-Verantwortung im Erinnern an diese Bluttat: Neben dem Mahnmal findet sich nicht nur im Museum eine Dauerausstellung zur Mordnacht, sondern auch am Stadtplatz ist inzwischen eine Bronze-Tafel mit den Namen der 16 Getöteten zu finden.
Museum bietet nun Themen-Führungen zur Mordnacht an
Anlässlich des diesjährigen Jahrestages stellen die Stadt Penzberg sowie das Museum Penzberg – Sammlung Campendonk ein erweitertes, interaktives Konzept zu Themen-Führungen vor, das speziell, aber nicht nur für Schulklassen entwickelt wurde: In enger Zusammenarbeit der Stadt Penzberg hat die Kunstvermittlerin des Museums Penzberg, Alice Grubert, ein Format verfasst, das sowohl Jugendlichen als auch Erwachsenen bei den Themen-Spaziergängen die Möglichkeit gibt, einen direkten Bezug zur Vergangenheit und dem düstersten Kapitel der Penzberger Stadtgeschichte herzustellen.
Das Konzept zur Themen-Führung beinhaltet mehrere Bausteine
- Dauerausstellungsraum im Museum
Das Museum Penzberg – Sammlung Campendonk ist auch ein Museum der Stadtgeschichte. Der Aufarbeitung der Penzberger Mordnacht ist dort ein eigener Raum gewidmet. Dort beginnt die neu ausgearbeitete Führung. Zentrales Element ist eine Installation, die 16 menschliche Umrisse darstellt – sie stehen für jedes der Opfer. Ausführungen an den Wänden des Raumes geben die Zusammenhänge und den Ablauf dieser unbegreiflichen Tat wieder.
- Themenspaziergang zu Stolpersteinen und Rathaus
Ausgehend von der original erhaltenen Bergarbeiterwohnung von 1920 und dem Raum der „Mordnacht“ im Museum werden auserwählte Wohnorte der Ermordeten aufgesucht, bei denen am 27. April 2022 von Künstler Gunter Demnig – Initiator der „Stolpersteine“ – für je-des der 16 Opfer ein Gedenk-Stein in den Gehwegen eingelassen wurde.
Der Themen-Spaziergang führt weiter zum Penzberger Rathaus und endet am Mahnmal „An der Freiheit“.
- Schüler können Recherche im Stadtarchiv betreiben und Stadtgeschichte hautnah erleben
Um die (wohl vorwiegend) Schüler in die Führungen einzubinden, soll in einem weiteren Schritt der Weg zur Recherche ins Penzberger Stadtarchiv geebnet werden. Dort werden Informationen zur Penzberger Mordnacht vorgehalten, die die Schüler für mögliche Impulsreferate zu auserwählten Mordopfern nutzen können. Die Recherche soll vorab der Führung erfolgen. Die Referate werden dann von den Jugendlichen im Zuge des Themen-Rundgangs an den ehemaligen Wohnorten der Opfer gehalten. Die Intention: Gerade im Stadtarchiv wird Stadtgeschichte hautnah und authentisch erlebt.
Die Stadt Penzberg lädt zusammen mit dem Museum Penzberg ein, dieses neue Angebot zu Themenführungen vielfach zu nutzen – und zwar nicht nur Schüler- sondern auch Besuchergruppen. Mit dem neuen Angebot schafft die Stadt Penzberg einen weiteren Baustein zur „Penzberger Erinnerungskultur“ im Zuge der Penzberger Mordnacht. Führungen können ab sofort bei der Museumsverwaltung unter 08856/813-523 oder museum@penzberg.degebucht werden.
Das mehrfach ausgezeichnete Jugendbuch von Kirsten Boie „Dunkelnacht“ ist übrigens im Penzberger Museumsshop erhältlich.
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