Das Landschaftsarchitekturbüro Grieger Harzer Dvorak wird die Daueranlage zur Landesgartenschau Penzberg 2028 planen. Der Entwurf des Teams aus Berlin wurde vom Preisgericht, das am Donnerstag in der Stadthalle tagte, einstimmig zum Sieger des Wettbewerbs gekürt. „Die Landesgartenschau bietet für die Stadt Penzberg die einmalige Chance, die städtischen Grünflächen mit einem ganzheitlichen Konzept neu zu gestalten und somit den gesamten Stadtraum dauerhaft erheblich aufzuwerten. Der preisgekrönte Entwurf liefert dafür großartige gestalterische Ideen, die die Wohn- und Lebensqualität für alle Generationen steigern werden,“ so Penzbergs Bürgermeister Stefan Korpan. Das Motto des Siegerentwurfs: Natürlich schön. Entsprechend behutsam sind die Planer*innen mit dem schon vorhandenen wertvollen Grün umgegangen.
Grün als soziale Infrastruktur ist in der dicht bebauten Stadtmitte Penzbergs notwendig. Landschaftsteile und Natur sind in der Stadt zwar vorhanden, aber sie sind nicht ausreichend als Grünflächen für Naherholung und Naturerlebnis für die Bürgerschaft nutzbar gemacht. Bei der Landesgartenschau Penzberg rückt daher – anders als bei vielen vorangegangenen Landesgartenschauen in Bayern – vor allem die Sicherung der Landschaft in den Fokus: Moor- und Feuchtlebensräume sollen geschützt, Waldflächen erhalten, Umweltprojekte und Naturbeobachtungen gefördert werden. Dazu gehört auch der sanfte Ausbau des Wegenetzes. Wohnortnahe Erholung soll den Ort einerseits noch besser mit der umgebenden Natur vernetzen, aber auch die Natur durch innerstädtische Freiräume mit Aufenthaltsqualität entlasten.
Unter dem Motto ZukunftsFEST hat sich die ehemalige Bergwerksstadt Penzberg um die Austragung einer Bayerischen Landesgartenschau im Zeitraum von 2028 bis 2032 beworben und im Sommer 2022 den Zuschlag für das Jahr 2028 erhalten. Mit der Landesgartenschau 2028 wird das Penzberger Grün neugestaltet. Flächen zwischen den Stadtteilen bis hin zum Zentrum werden aufgewertet, vom Bahnbogen über die Grüne Mitte rund um das Familienbad, den Schlossbichl-Park, die Bahnhofstraße bis hin zum Stadtplatz.
Die Aufgabenstellung für die teilnehmenden Landschaftsarchitekturbüros lautete: Durch die Planung soll ein naturnaher, vielfältig gegliederter Freiraum als grünes Netz mit eingeflochtenen Perlen entstehen, das einen hohen Erholungswert bietet.
Dabei war es nicht notwendig, sämtliche Grünflächen neu zu gestalten, da diese teilweise bereits als Biotope, Ausgleichsflächen oder Naturwald geschützt sind und nicht verändert werden können beziehungsweise auch keiner neuen Gestaltung bedürfen. Neben dem Erhalt der zahlreichen Biotope war die Berücksichtigung der geplanten Hochwasserschutzmaßnahmen, unter anderem am Säubach, herausfordernd für die Planer*innen. Die zu bearbeitenden Gebiete für die Realisierung der Daueranlage wurden aufgeteilt in die Bereiche Bahnbogen, Bachmeile und Urbane Wildnis, Ideen waren gefragt zu den Arealen Schlossbichl und Stadtmeile.
Als grundlegend und handlungsleitend wurde bei der Auslobung des Wettbewerbs der Einsatz möglichst heimischer, standortbezogener Pflanzenarten festgelegt. Die Biodiversitätsstrategie der Stadt verfolgt eine Verbindung zu den Ortsteilen und den umliegenden Wäldern, Bächen, naturnahen Landschaftsbestandteilen und Biotopen, um dauerhaft einen Biodiversitätsverbund als Wanderkorridore und Rückzugsmöglichkeiten für Tiere zu schaffen.
Nach Auffassung des aus 19 Jurymitgliedern bestehenden Preisgerichts hat das Büro Grieger Harzer Dvorak die Aufgaben am besten gelöst. Deren Grundidee:Penzberg zu einem zukunftsfesten Ort machen, der dem Klimawandel trotzt und seinen Bürger*innen eine hohe Qualität der Naherholung bietet. Diverse Grünräume mit vielfältigsten vegetativen Strukturen und Biotopen werden in ihrem Wert erkannt, erhalten, gefördert und für die Menschen inszeniert. Es werden dabei sensible Bereiche mit besonders sanften Eingriffen erschlossen oder auch komplett geschützt, sowie urbanere Abschnitte innerhalb des Grünzugs punktuell stärker entwickelt, sodass Natur und Mensch gleichermaßen Raum und Entfaltungsmöglichkeiten haben.
Bahnbogen
Der Bahnbogen wird zum Spazier- und Radweg mit Fitnessstationen. Daran angebunden wird der Bauspielplatz „Lore“. Dafür wird die bestehende Spielplatzfläche erweitert und zu einem zentralen Bauspielplatz zum Baggern, Stapeln und Bauen. Der Charakter der Bahnwildnis wird durch die Neupflanzung von Birken und Schwarzkiefern gestärkt. Blühende Ökoschotter-Flächen sowie in den Weg eingebrachte Gleisrelikte erinnern an die industrielle Nutzung des Bahnbogens zu Zeiten des Bergbaus. Vom Bahnbogen aus führt einfache Holzsteg durch den sensiblen Naturraum hin zum stillgelegten Bahngleis Richtung Posten 10. Dazwischen schlagen die Planer*innen einen Aussichtsturm als filigrane Holzskulptur mit Ausblick zum Breitfilz-Moor, dem neu entstehenden Waldgarten und dem Grünen Ring um Penzberg vor.
Bachmeile
Als offener, multifunktional nutzbarer Grünraum soll die Säubachwiese als nördlicher Auftakt oder Abschluss der Bachmeile und als Stadteingang betont werden. Mit Rundumblick. Die Fußgängerpromenade, die alle Abschnitte des Grünzugs durchläuft, wird hier zu einem Rundweg gestaltet. Als besonderes Highlight werden steinerne Sitzstufen zum renaturierten Säubach vorgeschlagen, um den direkten Bezug zum Wasser herzustellen. In der flachen Bachschlaufe sowie auf der Kiesinsel entstehen neue Lebensräume für Tiere und Pflanzen. Natürliches Kneipen, Entspannung mit Blick aufs Wasser, Spielen auf der Wiese, Flanieren, Joggen, Schaukeln – für alle Generationen gibt es sanfte und ruhige Nutzungsangebote. Der Bach wird zum spürbaren Erlebnis.
Urbane Wildnis
Nördlich und östlich des Familienbades entsteht eine urbane Wildnis. Zwischen geschütztem Naturwald und sportlichen Angeboten verläuft der natürliche
Abschnitt des Säubachs, der weiter renaturiert und an mehreren Stellen mit Buchten aufgeweitet wird. Flachwasserzonen werden geschaffen, um das Wasser erlebbar zu machen. Offene, großzügige Retentionswiesen bieten Volumen im Hochwasserfall und Wiesenstufen laden zum Verweilen ein. Die Promenade wird durch eine direkte Treppe vom Schlossbichl kommend ergänzt, um die beiden Parkabschnitte zu verbinden. Im weiteren Verlauf ist die Promenade als Höhenweg entlang der Retentionswiesen gestaltet und leitet Richtung Norden zum markanten Moorerlebnisring, sowie dem neuen Kinderspielplatz „Biberburg“.
Das Preisgericht empfahl der Stadt, Grieger Harzer Dvorak mit der weiteren Planung zu beauftragen. Erste Vorschläge für ein Ausstellungskonzept zur Landesgartenschau waren ebenfalls gefragt. Die weiteren Planungsschritte betreffen allerdings nur die Daueranlage. „Der Entwurf gibt uns mit seiner hohen Gestaltqualität, seiner klaren formalen Haltung und seinen ausformulierten Darstellungen eine perfekte Richtschnur für die Entwicklung unserer ‘Grünen Mitte‘“, so Penzbergs Stadtbaumeister Justus Klement.
Ausloberin des Wettbewerbs war die Stadt Penzberg, das Verfahren betreut hat das Büro oberprillerarchitekten (Hörmannsdorf). Am offenen freiraumplanerischen und städteplanerischen Realisierungswettbewerb mit Ideenteil für die Landesgartenschau 2028 hatten sich neun Landschaftsarchitekturbüros aus Deutschland beteiligt, deren Entwürfe der Jury anonym mit Tarnnummern in der Penzberger Stadthalle präsentiert wurden. Den Vorsitz der aus Sach- und Fachpreisrichter*innen sowie Vertreter*innen der Penzberger Stadtratsfraktionen bestehenden Jury hatte der Landschaftsarchitekt Till Rehwaldt aus Dresden. Der Wettbewerb wurde mit Mitteln der Städtebauförderung der Regierung von Oberbayern gefördert.
Die weiteren Platzierungen.
2. Platz Planorama Landschaftsarchitektur Berlin
3. Platz Uniola AG Zürich
4. Platz RMP Stephan Lenzen Köln
Anerkennung: lohrer.hochrein München
Kontakt für weitere Informationen
Kommunikation . Kultur . Wirtschaft
Thomas Kapfer-Arrington
Tel. 08856. 813-500
thomas.kapfer@penzberg.de | www.penzberg.de
Die Stadt Penzberg ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts.
Sie wird vertreten durch den Ersten Bürgermeister Stefan Korpan.