Penzberger Mordnacht – 28. April 1945

In der Nacht vom 28. auf den 29. April 1945 ereignete sich das dunkelste Kapitel der damals noch jungen Penzberger Stadtgeschichte:
16 Frauen und Männer verloren ihr Leben – ermordet von den fanatischen Anhängern des totalitären Regimes der Nationalsozialisten in der „Penzberger Mordnacht“. Diesen 16 Menschen ist es zu verdanken, dass die gegen die eigene Bevölkerung gerichteten Zerstörungspläne der Nationalsozialisten verhindert werden konnten. Die geplante Sprengung des Penzberger Bergwerks wurde vereitelt. Ihre Zivilcourage mussten die 16 Bürger jedoch mit dem Leben bezahlen. Nicht einmal 24 Stunden, die das Leben vieler Menschen auf das Schrecklichste veränderten, die das Selbstverständnis einer Stadt nachhaltig prägten. Die „Penzberger Mordnacht“ wurde auch über die Stadtgrenzen hinaus zum Begriff eines der grausamsten Endphasenverbrechen des untergehenden NS-Regimes.


Stolpersteine

Im Rahmen der Gedenkfeier zum 77. Jahrestag wurden von Gunter Demnig im Penzberger Stadtgebiet Stolpersteine für die Opfer der Penzberger Mordnacht verlegt.

Derartige Stolpersteine liegen inzwischen in 1.265 Kommunen in Deutschland und in 21 europäischen Ländern, um an NS-Opfer zu erinnern. In Penzberg wurde der 90.000. Stolperstein gesetzt  -  es ist der Stein für Agathe Fleissner, die am 28. April 1945 erhängt wurde.


Die Stolpersteine sind hier zu finden:

Bürgermeister-Rummer-Straße 25

JOHANN RUMMER (*1880 † 28.04.1945),
ehem. Bürgermeister (SPD),
von Soldaten der Wehrmacht erschossen

Ludwig-März-Straße 2

LUDWIG MÄRZ (*1897 † 28.04.1945),
Mitglied der KPD,
von Soldaten der Wehrmacht erschossen

Sigmundstraße 1

RUPERT HÖCK  (*1891 † 28.04.1945),
Mitglied der KPD,
von Soldaten der Wehrmacht erschossen

Bürgermeister-Rummer-Straße 23

JOHANN DREHER (*1895 † 28.04.1945),
Mitglied der SPD,
von Soldaten der Wehrmacht erschossen

Philippstraße 26

PAUL BADLEHNER (*1899 † 28.04.1945),
Mitglied der KPD,
von Soldaten der Wehrmacht erschossen

Alpenstraße 45

MICHAEL BOOS (*1888 † 28.04.1945),
Mitglied der SPD,
von Soldaten der Wehrmacht erschossen

Eschenweg 2
82404 Sindelsdorf

MICHAEL SCHWERTL (*1901 † 28.04.1945),
Mitglied der SPD,
von Soldaten der Wehrmacht erschossen

Bahnhofstraße 21

FRANZ BIERSACK (*1896 † 28.04.1945),
Mitglied der KPD,
von der NS-Organisation "Werwolf" erhängt

Karlstraße 50

GOTTLIEB BELOHLAWEK (*1897 † 28.04.1945),
Mitglied der KPD,
von der NS-Organisation "Werwolf" erhängt

Bahnhofstraße 21

JOHANN SUMMERDINGER (*1899 † 28.04.1945),
von der NS-Organisation "Werwolf" erhängt

Karlstraße 24

JOHANN ZENK (*1899 † 28.04.1945),
von der NS-Organisation "Werwolf" erhängt

Karlstraße 24

THERESE ZENK (*1900 † 28.04.1945),
von der NS-Organisation "Werwolf" erhängt

Bürgermeister-Rummer-Straße 10

AGATHE FLEISSNER (*1904 † 28.04.1945),
von der NS-Organisation "Werwolf" erhängt

Bürgermeister-Rummer-Straße 10

FRANZ XAVER FLEISSNER (*1900 † 28.04.1945),
von der NS-Organisation "Werwolf" erhängt

Fischhaberstraße 19
Eingangsbereich Friedhof (Fischhaberstraße)

ALBERT GRAUVOGL (*1901 † 28.04.1945),
Mitglied der KPD,
von der NS-Organisation "Werwolf" erhängt

Heimstättensiedlung 44

JOSEF KASTL (*1905 † 28.04.1945),
Mitglied der KPD,
von der NS-Organisation "Werwolf" erschossen

Ludwig-März-Straße 25

SEBASTIAN TAUSCHINGER (*1904),
von der NS-Organisation "Werwolf" erhängt -
schwerverletzt überlebt

Sindelsdorfer Straße 55

FRANZ SCHWAB (*1895),
von der NS-Organisation "Werwolf" angeschossen -
geflüchtet überlebt

Eine Übersicht der Lage der Stolpersteine können Sie hier als PDF herunterladen.


Broschüre zur Mordnacht

Die Broschüre zum 75. Jahrestag der Penzberger Mordnacht im Jahr 2020 lesen Sie hier.


Dauerausstellung im Museum

Eine Dauerausstellung zur Penzberger Mordnacht findet sich im Museum Penzberg - Sammlung Campendonk.


Interaktive Führung zur "Penzberger Mordnacht" - 28. April 1945

Anlässlich des Jahrestages 2023 stellt die Stadt Penzberg mit dem Museum Penzberg – Sammlung Campendonk ein erweitertes, interaktives Führungskonzept vor, das speziell für die Schulklassen Penzbergs und des Umlandes entwickelt wurde: Angelehnt an das 2021 erschienene Buch „Dunkelnacht“ von Kirsten Boie, das die Ereignisse aus jugendlicher Sicht erzählt und sich zunehmend als Schullektüre etabliert, ist in enger Zusammenarbeit der Stadt Penzberg mit der Kunstvermittlerin des Museums Penzberg, Alice Grubert, ein interaktives Konzept entstanden, das sowohl Jugendlichen als auch Erwachsenen die Möglichkeit gibt, einen direkten Bezug zur Vergangenheit herzustellen.

Das Konzept beinhaltet mehrere Bausteine

  • Dauerausstellungsraum im Museum
    Das Museum Penzberg – Sammlung Campendonk ist auch ein Museum der Stadtgeschichte. Der Aufarbeitung der "Penzberger Mordnacht" ist ein eigener Raum gewidmet. Zentrales Element ist eine Installation, die 16 menschliche Umrisse darstellt – sie stehen für jedes der Opfer. Ausführungen an den Wänden des Raumes geben die Zusammenhänge und den Ablauf dieser unbegreiflichen Tat wider.
  • Themen-Spaziergang zu „Stolpersteine“ - Rathaus - Mahnmal "An der Freiheit"
    Ausgehend von der original erhaltenen Bergarbeiterwohnung von 1920 und dem Raum der „Mordnacht“ im Museum werden auserwählte Wohnorte der Ermordeten aufgesucht, bei denen am 27. April 2022 von Gunter Demnig – Initiator der „Stolpersteine“ – für jedes der 16 Opfer ein Gedenk-Stein in den Gehwegen eingelassen wurde. Der Themen-Spaziergang führt weiter zum Penzberger Rathaus und endet am Mahnmal „An der Freiheit“.
     
  • Optional: Recherchearbeit im Stadtarchiv des Penzberger Rathauses
    Um die (wohl vorwiegend) Schüler in die Führungen einzubinden, soll in einem weiteren Schritt der Weg zur Recherche ins Penzberger Stadtarchiv geebnet werden. Dort werden Informationen zur  „Penzberger Mordnacht" vorgehalten, die die Schüler für mögliche Impulsreferate zu auserwählten Mordopfern nutzen können. Die Intention: Gerade im Stadtarchiv wird Stadtgeschichte hautnah und authentisch erlebt.


Anmeldung bei der Museumsverwaltung (Mo.-Fr.)
Tanja Schmidt / Maria Hübschmann
+49 8856 813-523
museum@penzberg.de


Penzberger Erklärung vom 27.04.2021

In Penzberg leben Menschen mit vielfältigen biografischen, kulturellen und religiösen Hintergründen zusammen. Penzberg ist seit Anbeginn eine Stadt der bunten Vielfalt, die täglich beweist: Ein respektvolles und wertschätzendes Miteinander ist möglich. Allerdings nimmt rechtes Gedankengut weiterhin zu.

Der amtierende Stadtrat hat in seiner Sitzung vom 27. April 2021 mit der Verabschiedung der Penzberger Erklärung „Für Respekt, Toleranz und Weltoffenheit in unserer Stadt“ ein klares Zeichen gesetzt.