Stadtgeschichte

Penzberg ist allein aufgrund des Kohlenbergbaus entstanden. Zwar wurde die Schwaige "Poennensperch" bereits im Jahr 1275 erstmals urkundlich erwähnt, als Albert Freiherr von Pruckberg diesen Hof dem Kloster Benediktbeuern gegen zwei Huben in Weindorf übergab. Doch noch vor 200 Jahren bestand das heutige Stadtgebiet aus freiem Hügelland, Wäldern, Mooren und drei Bauernhöfen. Bis zur Säkularisation im Jahre 1803 war es zu zwei Dritteln im Besitz des Klosters Benediktbeuern, das andere Drittel gehörte dem Angerkloster in München. Mit der Neuordnung des Staatsgebietes wurden 1808 Steuerdistrikte und damit die provisorischen Gemeinden gegründet. Die Penzberger Höfe wurden dem Distrikt St. Johannisrain zugeteilt.

Erste Bergbauversuche im Benediktbeurer Gebiet gab es bereits 1557, sie gerieten aber durch die Wirren des 30- jährigen Krieges wieder in Vergessenheit.
Ende des 18. Jahrhunderts wies der bayerische Berg- und Münzrat Mathias Flurl auf ernst zu nehmende Pechkohlevorkommen in Penzberg hin. Er legte damit die Grundlagen für die spätere Entwicklung der Stadt. Fast 170 Jahre lang sollte die Kohle die Geschicke Penzbergs ganz maßgeblich beeinflussen, einen immensen Strukturwandel der bäuerlichen Gemeinde einleiten und in ihrem Zentrum eine stattliche und prägende Siedlung entstehen lassen. Sogar der Gemeindename St. Johannisrain wurde im Jahre 1911 in Penzberg geändert, nur acht Jahre später, 1919, erhielt Penzberg die Stadtrechte verliehen. Eine Entwicklung, die sich hundert Jahre vorher niemand hätte vorstellen können.

Der eigentliche Stadtkern entstand im Jahre 1873, als das Bergwerk für die immer größer werdende Belegschaft eine Wohnkolonie mit zunächst 30 Häusern errichten ließ, bis Anfang des 20. Jahrhunderts wurden es 70 Mehrfamilienhäuser im gleichen Stil. Viele Menschen kamen in dieser Zeit auf der Suche nach Arbeit nach Penzberg - vor allem aus den österreichischen Kronländern wie Böhmen, Kroatien, Südtirol, der Lombardei, aber auch aus Oberösterreich. Mit den Bergleuten siedelten sich zunehmend Handwerker und Gewerbetreibende an. Die ersten stark mit dem Bergwerk verwurzelten Vereine wurden gegründet.

Während es also mit der Förderung der Kohle zügig voran ging, musste man bald die Erfahrung machen, dass ihr Transport zu den Absatzmärkten zu teuer war. Die Eröffnung der Eisenbahnlinie Tutzing - Penzberg am 16.10.1865 bot jedoch günstige Frachtkosten und somit neue Perspektiven. Fördermengen und Absatz stiegen gewaltig an. 1920 erstreckte sich das Abbaufeld auf etwa 4 km mit einer Gesamtstreckenlänge von 35 km. Während sich die Zahl der Belegschaftsmitglieder im Jahre 1870 noch auf lediglich
150 Mann belief, waren 1951 rd. 2.000 Personen im Bergbau beschäftigt.

Am 30.09.1966 musste das Bergwerk geschlossen werden, da die Penzberger Kohle nicht mehr verkauft werden konnte. Andere Energiequellen, wie z.B. Erdöl, waren eine zu starke Konkurrenz geworden. Durch die Stilllegung des Bergwerkes stand Penzberg mit einem Schlage vor einem kompletten Neuanfang. Vor allem galt es, für die 1300 arbeitslos gewordenen Bergarbeiter neue Arbeitsplätze zu schaffen. Mit Hilfe des Freistaates Bayern konnten an der nördlichen Stadtgrenze aber schon sehr bald einige größere Betriebe angesiedelt werden, so dass der Strukturwandel relativ reibungslos vonstatten ging.

Als die Grube schloss, zählte Penzberg knapp 11 000 Einwohner. Im Laufe der folgenden Jahre wurden viele der alten Bergwerkshäuser durch Neubauten ersetzt, das einstmals vom Bergbau geprägte Stadtbild änderte sich. Penzberg war eine Stadt im Wandel, über der nun keine Rußwolken des Bergwerks mehr lagen.

So entstand 1974 aus den "Penzberger Dolomiten", den ehemaligen Schutthügeln des Bergwerks, eine grüne Oase inmitten der Stadt. Hier, auf der Berghalde, gibt es Spazierwege und Skilift, Tennisplätze, Sommer- und Winterstockbahnen, Kinderspielplätze, Beachvolleyballfeld - all das lädt zu aktiver Freizeitgestaltung ein.

Aus dem wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandel ergaben sich natürlich Anforderungen an Infrastruktur und Bildungswesen. Da viele junge Familien zuziehen, stehen Kinder besonders im Fokus. Außer Grund-, Förder- und Mittelschule gibt es auch eine Realschule, ein Gymnasium sowie eine private Montessorischule, zahlreiche Einrichtungen kümmern sich um den Nachwuchs vom Babyalter bis zum Schulkind. Regelmäßig wird das Angebot dem Bedarf angepasst und es werden neue qualifizierte Kindertagesstätten und -horte geschaffen und die Schulen ausgebaut. Die Volkshochschule engagiert sich im Bereich Erwachsenenbildung, die Musikschule sorgt für die richtigen Töne, andere Bildungseinrichtungen runden das Angebot ab. Das ehemalige Knappschaftskrankenhaus schloss eine Kooperation mit dem Klinikum Starnberg und so freuen sich die Penzberger über einen modernen Klinikneubau mit einem qualifizierten und patientennahen medizinischen Angebot.

Das Penzberg unserer Zeit hat ein vollkommen anderes Gesicht als ehedem. Die Stadt mit rund 17.000 Einwohnern ist schon lange ein freundliches und pulsierendes Mittelzentrum mit hoher Lebensqualität und von großer Bedeutung für das Umland. Das breitgefächerte Kulturleben - Ausstellungen, Konzerte, Theater, Kleinkunst, Kino, Lesungen, Vorträge - bereichert den Alltag ebenso wie die Vielzahl der Sport- und Freizeiteinrichtungen. Nahezu jede Sportart ist möglich, die Fußballer trainieren auf modernsten Kunstrasenplätzen, das Hallen-Wellenbad bietet Schwimm- und Saunavergnügen zu jeder Saison. Im Dezember verzaubert "Hannis Eismärchen" den Stadtplatz mit einer großen Eisbahn und wird zum Outdoor-Treffpunkt für alle Generationen.

Seit der Jahrtausendwende wird intensiv in die Infrastruktur der Stadt investiert, die städtischen Einrichtungen wurden den Anforderungen eines attraktiven und stetig wachsenden Industrie- und Gewerbestandortes angepasst. Stadtwerke, Bauhof, Rathaus und die Innenstadt wurden zukunftsfähig modernisiert und so hat Penzberg ein bürgerfreundliches Zentrum erhalten. Hier kommt man gerne hin und hier ist auch Platz für Märkte, Feste und sonstige Veranstaltungen. Direkt nebenan bietet die Stadtbücherei öffentliche Internetplätze sowie Stoff für Leseratten und Lernende und einen attraktiven Treffpunkt für alle Generationen und Bevölkerungsschichten. 

Wenige Gehminuten entfernt führt das Bergwerksmuseum "unter Tage" und macht die harte Arbeit der Bergleute lebendig nachvollziehbar. In den verschiedenen Schwarztönen der Kohle schimmert das nahe "Museum Penzberg - Sammlung Campendonk". Hier gibt es Außergewöhnliches zu bestaunen: Die weltweit größte Ausstellung von Werken des Künstlers Heinrich Campendonk, Bilder, Zeichnungen und die leuchtenden Hinterglaswerke des Expressionisten, der als einziger der Künstlervereinigung "Blauer Reiter" auch Penzberg in seinen Bildern verewigte. So ist es nur folgerichtig, dass im neuen Museum der spannenden Stadtgeschichte ebenfalls Raum gegeben wird und außerdem in Wechselausstellungen der zeitgenössischen Kunst, die schon immer im Oberland zu Hause war.

Penzbergs Umgebung ist genauso sehens- und erlebenswert. Die Stadt ist eingebettet in Naturschutzgebiete mit mehreren schönen Badeseen, die Berge sind genauso nah wie der Starnberger See. Ein reiches Netz gut ausgebauter Wander- und Fahrradwege führt durch eine der schönsten Landschaften Deutschlands.

Wachstum und die Wandlung von der Bergarbeiterstadt zum Hightech-Standort mit touristischem Potenzial stellen seit jeher große Herausforderungen an die Stadtplaner und -politiker. Vielfältige Aufgaben mit zum Teil hohen Investitionskosten sind zu bewältigen. Dazu gehören etwa neue Wohngebiete - es ist u.a. gerade eine große Fläche an der Birkenstraße in konkreter Planung - ebenso wie der weitere Ausbau der Kommunikation mit Glasfaserkabel. Die Suche nach dem geeigneten Standort für ein neues Vier-Sterne- Hotel ist, nicht zuletzt durch die Lage Penzbergs bedingt, schon länger Thema.

Auch ist die Überplanung der Innenstadt noch nicht abgeschlossen. Hier stehen das Bahnhofsareal auf der Liste und das Viertel, in dem aktuell noch die Rettungskräfte ihren Standort haben. Diese könnten in die 2017 von der Stadt erworbene historische Layritzhalle umziehen. Auch das Wellenbad bedarf nach 40 Jahren einer Frischzellenkur - alles Planungen, die mit viel Sorgfalt und entsprechend der Haushaltsmittel kurz- bis mittelfristig angegangen werden sollen.

Der 30. September 2016 und der 1. Mai 2017 waren besondere Daten für Penzberg. Ein Wochenende lang wurde im Herbst 2016 der Wurzeln der Stadt und der Schließung des Bergwerkes vor 50 Jahren gedacht. Sieben Monate später eröffnete die einst von den Bergarbeitern als Versammlungsort erbaute Stadthalle nach jahrelanger Schließung, behutsam nach historischen Vorlagen renoviert und mit zukunftsfähiger Technik ausgestattet.

Dieser Treffpunkt der Penzberger könnte als Sinnbild für die Stadt gelten:
Mit Bewusstsein für die Wurzeln, die Bergwerkstradition, doch mit wachem Blick für das Heute, die moderne, lebendige Stadt, die 2019 den hundertsten Jahrestag ihrer Stadterhebung ausgiebig und mit Vorfreude auf eine interessante Zukunft feiern wird.

© Katrin Fügener

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